Insights 24.04.2024
Warum die Fernwärme kein Treiber der Wärmewende ist
Kristina Klehr
Die Netzinfrastruktur und die Anbindung an das Fernwärmenetz ist nicht für ganz Deutschland umsetzbar, und die Gründe dafür sind vielfältig.
Etwa 15 Prozent der Haushalte in Deutschland sowie zahlreiche Industriebetriebe sind an das Fernwärmenetz angeschlossen. Neben der Wärmepumpe soll Fernwärme eine zentrale Rolle bei klimafreundlicher Wärme spielen. Die überwiegend kommunalen Netzbetreiber müssen gemäß Gesetz in den nächsten Jahren Pläne vorlegen, wie sie Öl, Kohle und Gas durch klimaneutrale Energien ersetzen wollen. Fernwärme wird meist in Kraftwärme-Kopplungsanlagen erzeugt, bei denen die Abwärme aus der Stromproduktion zur Beheizung von Wohngebieten genutzt wird.
Für Haushalte ist Fernwärme daher eine Alternative zur Wärmepumpe. Allerdings sind Kunden oft einem Monopol ausgesetzt und können den Anbieter praktisch nicht wechseln. Verbraucherschützer bemängeln zudem die Intransparenz der Preise, die je nach Gemeinde stark variieren können. Auch die hohen Energiepreise der Jahre 2022 und 2023 schlagen nun teilweise bei den Kunden durch.
Der Preis für Fernwärme setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen, einem Grundpreis und einem Arbeitspreis. Der Grundpreis deckt alle Kosten ab, die unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch entstehen. Dies beinhaltet Aufwendungen für die Erzeugung und den Transport der Fernwärme sowie die Personalkosten für den Betrieb und die Wartung der Netzinfrastruktur.
Die Netzinfrastruktur und damit die Anbindung an das Fernwärmenetz ist jedoch nicht für ganz Deutschland umsetzbar, und die Gründe dafür sind vielfältig:
Infrastruktur: Das Fernwärmenetz ist in Deutschland nicht flächendeckend vorhanden. Insbesondere in ländlichen Gebieten oder in Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte ist die Infrastruktur für Fernwärme oft nicht ausreichend entwickelt oder wirtschaftlich nicht rentabel zu realisieren.
Geografische Gegebenheiten: Die Geografie und Topografie Deutschlands spielen eine Rolle bei der Verfügbarkeit und Umsetzbarkeit von Fernwärmenetzen. In Gebieten mit schwierigem Gelände oder geografischen Hindernissen wie Bergen oder Flüssen kann der Bau von Fernwärmeleitungen technisch anspruchsvoll und kostspielig sein.
Wirtschaftlichkeit: Die Wirtschaftlichkeit einer Fernwärmeanbindung hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Investitionskosten für den Bau der Leitungen, der Verfügbarkeit von Wärmequellen. In einigen Gebieten können die hohen Investitionskosten und der geringe Bedarf an Fernwärme eine rentable Umsetzung unwahrscheinlich machen.
Bestehende Heizsysteme: In Regionen, in denen bereits effiziente Heizsysteme verbreitet sind, kann die Umstellung auf Fernwärme aus wirtschaftlicher Sicht weniger attraktiv sein, insbesondere wenn die bestehenden Systeme noch nicht am Ende ihrer Lebensdauer angelangt sind.
Infrastrukturinvestitionen: Der Bau eines Fernwärmenetzes erfordert erhebliche Investitionen in die Infrastruktur, einschließlich der Verlegung von Leitungen über lange Strecken und möglicherweise den Bau von Wärmezentralen zur Erzeugung und Verteilung der Wärme.
Planung und Genehmigung: Die Planung und Genehmigung von Fernwärmenetzen kann zeitaufwendig und kostenintensiv sein, da verschiedene behördliche Genehmigungen eingeholt werden müssen und umfangreiche Planungsarbeiten erforderlich sind, um die Netzstruktur und die Routen der Leitungen festzulegen.
Technische Herausforderungen: Der Bau von Fernwärmenetzen kann technisch anspruchsvoll sein, insbesondere in städtischen Gebieten mit dicht bebauten Straßen und unterirdischen Infrastrukturen wie Gas-, Wasser- und Stromleitungen. Dies kann zu höheren Baukosten und längeren Bauzeiten führen.
Insgesamt sind die Anbindung an das Fernwärmenetz und der Ausbau dieses Netzes mit erheblichen Kosten und Herausforderungen verbunden, was dazu führt, dass es nicht für ganz Deutschland umsetzbar ist und teuer sein kann.